Es wird die letzte Ausstellung des Regensburger Kunstvereins mit 20-jähriger Geschichte an der Adresse in der Oberen Bachgasse sein. Neue dauerhafte Räumlichkeiten sind noch nicht gefunden. Trotz dieser wiederholten „Obdachlosigkeit“ zeigt der Verein eine rege Beteiligung und Aktivität die städtische Kunstlandschaft zu gestalten und kann sich mit drei neuen Mitgliedern weiter als relevanter Akteur im Kulturbetrieb festigen. Barbara Muhr, Sofia Seidl und Lena Schabus sind allesamt Absolventinnen des Studiengangs Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung an der Universität Regensburg und wurden für ihre Arbeiten mit Kunstpreisen ausgezeichnet.
Zwei Positionen zeitgenössischer figurativer Malerei (Muhr, Seidl) treffen auf digitale fotografische Bildcomposings (Schabus). Barbara Muhrs lebensgroße Figurendarstellungen hinterfragen mit pathetischer Geste, literarischen und kunsthistorischen Zitaten die Bedeutung von Inszenierung, Image und Authentizität zwischen öffentlichem Bild und privater Reflektion in einer Zeit, die von medialer Selbstdarstellung geprägt ist. In Sofia Seidls Arbeiten steht das Porträt einer jungen Generation, die sich im Sog ihrer Umgebung befindet, im Zentrum: überzeichnete Raumperspektiven und irisierende Lichtsituationen wirken auf die Dargestellten ein, während diese darauf reagieren, sich einbinden lassen, manchmal natürlich und harmonisch, ein anderes Mal sich auflösend oder verzerrt. Mit düster-atmosphärischen Settings (un)möglicher Industrielandschaften wiederum setzt Lena Schabus das menschengemachte Dilemma zwischen Natur, Kultur und Architektur in Szene. Digital manipulierte Fotografien zeugen vom Größenwahn und der damit einhergehenden Zerstörung des eigenen Lebensraumes. Eine bittersüße Ästhetik und Schönheit schwebt in den teils zynisch übersteigerten und beklemmenden Zukunftsszenarien.
In der Ausstellung werden aktuelle Arbeiten der drei Künstlerinnen sowie Gemeinschaftsarbeiten gezeigt. Der Titel PECHUNDSCHWEFEL, eine positiv konnotierte Redewendung, die sich aus zwei unliebsamen Materialien zusammensetzt, überschreibt einerseits die mal unbehagliche, mal affirmative inhaltliche Auseinandersetzung der Künstlerinnen mit den Themen der zwischenmenschlichen Beziehungen sowie dem Spannungsfeld von Mensch und Natur. Er ist aber auch eine Metapher für die Situation des Kunstvereins, der sich aufgrund seines Zusammenhalts über Jahre der Ungewissheit behaupten konnte.
Zur Eröffnung am 10. Juni 2023 um 19 Uhr ist die interessierte Öffentlichkeit eingeladen. Die Finissage am 24. Juni ist gleichzeitig als Schlusspunkt der zweijährigen Ausstellungstätigkeit des KunstvereinGRAZ an alter Adresse zu verstehen.
KunstvereinGRAZ
Obere Bachgasse 19
93047 Regensburg
www.kunstvereingraz.de
Öffnungszeiten: Freitag /Samstag, 17.00 Uhr – 19.30 Uhr und nach Vereinbarung: 09404-2134